Donnerstag, 8. Mai 2014

NS-Erziehung

Erziehung im Nationalsozialismus als Beispiel für die Interdependenzen von Erziehung, Gesellschaft und Politik

Hitlers Erziehungsgrundsätze
Die erste Aufgabe des Staates zum Wohl des Volkes (nach Adolf Hitler) war das Erhalten, die Pflege und die Entwicklung der besten rassischen Elemente. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die Geburt, sondern geht auch darüber hinaus, um die spätere Weitervermehrung zu gewährleisten.
Für Hitler war die rassische Qualität des Menschen Voraussetzung für seine geistige Leistungsfähigkeit. Durch die Erziehung sollte die körperliche Gesundheit gefördert werden, da zu einem gesunden und kraftvollen Geist nur ein gesunder und kraftvoller Körper gehören konnte. Der Erziehungsstil im Sinne Hitlers war demnach darauf ausgelegt kerngesunde Körper heranzuzüchten.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden die Bestandteile der Erziehung verschieden gewichtet. An erster Stelle stand die körperliche Ertüchtigung. Dann folgte die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten, was die Ausbildung des Charakters als wichtigsten Punkt berücksichtigte. Es wurden vor allem die Willens- und Entschlusskraft sowie die Freude an Verantwortung gefördert. Der dritte Bestandteil der Erziehung bildeten dann die wissenschaftlichen Schulordnungen.
Die Erziehung durch den Staat umfasste überwiegend die körperliche Ertüchtigung, weil diese als eine Forderung der Selbsterhaltung durch den Staat galt. Auch bekam die Regierung mehr Einfluss auf den Schulstoff, um die Schüler mit Fragen zur Erhaltung des Volkes an das System zu binden. Die Erziehung sollte vor allem zweckentsprechend sein. Sie sollte die „notwendige Stählung“ für das spätere Leben darstellen und dafür sorgen, dass die Menschen keine „Stubenhocker“ würden, da das Hitlers Ideologie nicht folgte.
Das Volk wurde so eine Waffe. Hitler war der Meinung, dass das deutsche Volk zuvor erniedrigt wurde und deswegen Kraft durch Selbstvertrauen aufbauen musste. Das sollte schon im Kindesalter anerzogen werden. Das Ziel der Erziehung war dabei, dass die Kinder zu der Überzeugung gelangten, dass sie gegenüber anderen überlegen waren. Durch die körperliche Kraft und Gewandtheit sollte der Glaube an die „Unbesiegbarkeit des gesamten Volktums“ gefördert werden.
Jedoch umfasste die Erziehung durch den Staat nicht nur die Zeit in der Schule, sondern auch die geistige und körperliche Ausbildung nach dem Unterricht war von den Ideen Hitlers geprägt. Diese Aktivitäten wurden ebenfalls in staatlichen Einrichtungen durchgeführt. Die Jungen wurden dort auf das Leben als Soldat vorbereitet und die Mädchen wurden in ihren seelischen und geistigen Werten gefördert, um sie so auf ihr Leben als Mutter vorzubereiten.
Die geistige Ausbildung der Kinder berücksichtigte Fehler in der frühen Erziehung. Das Volk sollte durch berühmte Namen zusammengebracht werden und so gemeinsam an das „deutsche Heldentum“ glauben. Hitler hatte Ziele für den Unterricht, die bisher nie erreicht wurden. Er wollte den Nationalstolz der Kinder durch Vorbilder entflammen lassen. Dieser Zustand würde dann vom Krieg geprüft werden. Wenn ein Volk keinen Nationalstolz hat, wird es im Krieg auch unterliegen.
Hat ein Volk aber einen großen Nationalstolz, dann kann es auch als Schutz des Staates dienen. Die beste Verteidigung eines Landes waren für Hitler Männer und Frauen, die eine sehr hohe Vaterlandsliebe und eine fanatische Nationalbegeisterung hatten.
Die wissenschaftlichen Schulungen der Kinder sollten ihren Stolz auf ihre Persönlichkeit und das Gefühl der Angehörigkeit zu ihrem deutschen Heldentum fördern. Die größten Namen der deutschen Geschichte sollten die Säulen eines unerschütterlichen Nationalgefühls werden.
Das höchste Ziel der Schulbildung war schließlich die Verinnerlichung des Rassismus und des Rassengefühls. Das Lernergebnis der Schulbildung sollte also sein, dass die Kinder die „Notwendigkeit der Blutreinheit“ erkennen. Dies war eine gelungene Voraussetzung für die rassenmäßigen Grundlagen des Volkes. Für Hitler waren so die Bedingungen für die spätere kulturelle Weiterentwicklung gesichert.

Neuordnung des Schulwesens (29.01.1938)
In Laufe seiner Reformen in Politik, Gesellschaft und Bildung strukturierte Hitler auch das Schulwesen neu. Er setze folgende Änderungen um:
  1. Die Schulzeit wurde auf acht Jahre verkürzt,
    dabei sollte aber das gleiche Bildungsniveau gehalten werden, wie zuvor
  2. Es wurden separate Schulen für Jungen und Mädchen eingeführt
    eine neue hauswirtschaftliche Form der Oberschule entstand für die
    Mädchen, um sie auf die Herausforderungen des Lebens an die deutsche
    Frau in Familie, Beruf und Volksgemeinschaft, vorzubereiten
  3. Die Abschaffung des Religionsunterrichtes
    es sollten keine Inhalte vermittelt werden, die Hitlers Einheit der Erziehung
    gefährden könnte
Grundsätzlich galt Schule als ein Teil der nationalsozialistischen Erziehungsordnung. Ihre Aufgabe war es einen idealen Menschen im Sinne des Staates zu formen, was in der Kooperation mit verschiedenen Institutionen geschah.
Durch politisches Handeln wurde eine neue Ordnung gestiftet, wenn diese eine überzeugende Kraft hat, entsteht wiederum eine neue Erziehung.
Adolf Hitlers Staat war ein Erziehungsstaat. Der Staat wurde aus der Kraft seines Volkes geschöpft und zu einem einzigen politischen Willen vereint. So sollte eine alles durchdringende Weltanschauung etabliert werden, die die Möglichkeit der Erziehung war.
Die nationalsozialistische Erziehung sollte den wirklichen und durch sein geschichtliches Schicksal geprägten Deutschen erziehen. Die Erziehungsordnung entstand aus der Gemeinschaft des wirklichen Kampfes anstelle einer humanistischen Bildungsideologie. Die echte Bildung sollte aus dem Geiste dieser politischen Zucht entstehen. Die zentrale Aufgabe der Schulen war es daher, die Begeisterungs- und Einsatzfähigkeit für alle zu etablieren.
Nach Hitler waren andere Erziehung abstrakt und volksfremd, da sie nur den Verstand ansprechen und nicht auf den Menschen in seiner Wirklichkeit ansprechen.
Das höchste Ziel der Schule müsste daher sein, durch den Unterricht zu erziehen. Dabei soll eine Zucht des Geistes, die Entwicklung des Verstandes und die Vermittlung lebendiger Bildungsstoffe den Menschen ergreifen und zur Reifung seines Charakters beitragen.
Der Wert der Schule wiederum liegt im Wert der Lehrkräfte. Die Erneuerung der Schule ist lange und harte Arbeit. Dennoch geben die neuen Richtlinien letzten Endes nur Möglichkeiten an. Der Erfolg ist abhängig davon, dass der nationalsozialistische Lehrer an das System glaubt und sich voll und ganz dafür einsetzt.
Die Schule kann dann als „Seele der Jugend“ gesehen werden. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie durch die Menschen getragen wird, die hinter ihr stehen. Diese müssen ihre Ämter vertrauensvoll ausführen und ihre Aufgaben erfüllen. Die nationalsozialistische Weltanschauung ist aber nicht direkt Unterrichtsgegenstand, sondern bildet das Fundament der Schule und fließt deswegen überall indirekt ein. Der Unterricht bietet Möglichkeiten für Querverbindungen und Konzentrationen. Der Stundenplan und die Schwierigkeiten im Lernplan werden aufgelöst und stattdessen wird eine neue Weltanschauung etabliert, die neue Erziehungsverfahren und eine neues Ausleseprinzip für das Bildungsgut darstellt.


Ernst Krieck: Der Erziehungsstaat

Krieck verfolgte ebenfalls die Idee eines Erziehungsstaats. Er wollte den völkischen Organismus erneuern. Seiner Meinung nach durfte Erziehung nicht nur einen hohen Stellenwert haben, sondern muss das Fundament der Gesellschaft bilden.
Das gesellschaftliche Leben sollte selbst erzieherisch sein und zwar in einem gewünschten Sinne. Der Ausgangspunkt dafür war die „funktionale“ Erziehung. Krieck hatte die Hoffnung auf die Gestaltung des Lebens nach pädagogischen Gesichtspunkten.

Die Erziehung sollte durch das Leben in der Gemeinschaft geschehen. Ein zerrüttetes Volk kann seinen Nachwuchs nicht ausreichend erziehen, deswegen war das Ziel des Erziehungsstaats die pädagogisierte Staatsordnung. Krieck Sichtweise auf die genaue Ausgestaltung des Erziehungsstaats ändert sich jedoch durch den Nationalsozialismus. Er wandelt die Ausrichtung von autonom zu völkisch-realistisch.
Der Erziehungsstaat organisiert die Arbeit, Freizeit und die Massenkommunikation. Sozialistisches Verhalten soll auch in der Öffentlichkeit gezeigt werden, ist dies nicht der Fall kommt es zu einer Belehrung durch die Sicherheitsorgane des Staatssystems.
Das Lebensgefühl der Menschen hat äußerlich keine gravierenden Widersprüche, da es das Harmoniebedürfnis der Menschen erfüllt. Die Kehrseite ist jedoch, dass durch Verbote, Repressionen und Ausgrenzung von Menschen auch autoritäre Tendenzen vorhanden sind.
Kriecks Idee des Erziehungsstaats war die pädagogisch-politische Kritik gesellschaftlicher Erscheinungen. Der Erziehungsstaat beruft sich auf anerkannte Werte und scheint selbst- und Interessenlos zu sein. Stattdessen gibt es ein moralisch verstandenes Gemeinwohl. Die Voraussetzung dafür, dass dies funktioniert ist, dass die Bildungsbürger durch selbstlose Herrscher zur Revolution kommen.
Der Traum vom Erziehungsstaat beinhaltet, dass an alle Kinder die gleichen normativen Erwartungen gestellt werden. Die Maxime des Lehrers müssen mit der der Medien übereinstimmen. Diese Vorstellung ist jedoch in der modernen Welt lediglich Fiktion oder müsste mit Gewalt durchgesetzt werden. Der Erziehungsstaat ist deswegen eher illusionäre Gesellschaftskritik.

Die Faszination der bewegten Masse: Krieck und die Idee des NS
Krieck nutzte die Faszination der großen Massenbewegungen für die Zwecke des Nationalsozialismus'. Durch gemeinsamen Jubel und Ergriffenheit wird dem Volk eine Gemeinschaftsgefühl und das Erleben der Vitalität für die Zukunft vermittelt. Die Volksgemeinschaft wird so zur sinnlichen Erfahrung.
Krieck hat mit seiner Idee ebenfalls die Politik des Nationalsozialismus' beeinflusst. Die Parteiorgane sollten als Erziehungsgemeinschaften fungieren und sich sowohl selbst erziehen als auch Träger der Erziehung anderer sein. Des Weiteren legitimierte Krieck die Schulungs- und Lagerarbeit, welche das Fundament für die Rechtfertigungen der nationalsozialistischen Handlungen wurde. Krieck unterschied außerdem nicht zwischen Sozialisation und Erziehung. Dieser Unterschied ist aber notwendig. Die Ziele und Vorgehensweisen der Nationalsozialisten konnten legitimiert werden, weil sie den positiv konnotierten Begriff „Erziehung“ dafür nutzen konnten.

Grenzen der Gemeinschaft
Die soziale Funktion aller Erziehung ist die Sozialisation. Dies beinhaltet die Wirkungen und Einflüsse auf die Persönlichkeit. Bei Krieck kommt es zu einer Trennung von Gemeinschaften und anderen sozialen Zusammenhalten. Man muss außerdem berücksichtigen, dass Individualität nicht erzieherisch planbar sein kann. Kriecks „Selbsterziehung“ bedeutet lediglich die Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt. Kriecks Beweggrund für sein Handeln und den Erziehungsstaat war die völkische Weltanschauung. Er zog allerdings die falschen Schlüsse aus seinen pädagogischen Erkenntnissen.

Fazit
krieck entdeckte die Bedeutung der sozialen Gemeinschaft für die Erziehung. Allerdings konnte der zu seiner Zeit nicht die richtigen Schlüsse aus diesem Fortschritt ziehen.
Die herausragenden Kriterien der heutigen Gesellschaft sind:
  • die Trennung von Privatsphäre und Öffentlichkeit
  • die differenzierte gesellschaftliche Arbeitstrennung
  • die Individualisierung des Menschen zum Rechtssubjekt
    (wobei konkrete soziale Kontexte ignoriert werden)
  • der „Siegeszug der Prinzipien des Marktes“
Die Folge dieser gesellschaftlichen Strukturierung ist die Emanzipation des Menschen. Es wird sich immer weiter von den Erziehungsgemeinschaften wegbewegt, die Krieck ursprünglich angestrebt hat. Das Problem, dessen Krieck sich nicht bewusst war, ist, dass solche Prozesse notwendig und unausweichlich sind, da wir in einer Industriegesellschaft leben. 

Baldur von Schirach - „Gebrauchspädagogik“

Der populistische Hintergrund
Die Hitler-Jugend (HJ) stellte die Verkörperung des „richtigen Volksempfindens“ dar. Sie diente als sinnvolle Beschäftigung der Jugend in der Obhut der HJ und dem Bund deutscher Mädel (BDM). So konnten die Kinder und Jugendlichen nicht auf Abwege geraten durch die Verführungen der Straße und durch die körperliche Ertüchtigung und nützliche Dienste für das Volk trugen sie gleichzeitig zur Etablierung des gesellschaftlichen Systems nach Hitlers Ideologie bei. Damit es keine Einsprüche gegen die HJ und den BDM gab, wurde versucht, die Eltern für sich einzunehmen.

Pädagogische Leitmotive
Die Stichworte der „Gebrauchspädagogik“ von Schirach sind: Erlebnis, Vorbild, Kameradschaft, Ehre und Dienst. Das Ziel war es eine neue Ausarbeitung des gesellschaftlichen Lebens und des Bewusstseins dafür zu gestalten. Dies sollte, ausgehend von der HJ, die gesamte Gesellschaft umfassen. Das Individuum ist eine Mitglied der Gemeinschaft und soll deswegen auch seine Identität durch die Gemeinschaft bilden.
Diese Denkweise bildet einen Gegensatz zur „gemeinschaftsgebundenen Individualisierung“, bei der es beliebig viele Freizeitangebote gibt.

Gemeinschaft erleben – ERLEBNIS
Nach Schirach muss Gemeinschaft erlebt und nicht erlernt werden. Dies ist jedoch nicht auf die Schule ausgerichtet, sondern auf die außerschulischen Aktivitäten und das Jugendleben. Dort sollen die emotionalen und ästhetischen Dimensionen des Menschen angesprochen werden und jedes Individuum als Ganzes gesehen werden. Das Ziel dieser Vorgehensweise ist es, Gefühle wie Ehrfurcht, nationale Zugehörigkeit, Freude und Trauer auszudrücken.
Die Erlebnisorientierung steht daher im Gegensatz zur rationalen Aufklärung. Die Kinder sollen nach Schirach gemeinsame emotionale Erfahrungen der sozialen Zugehörigkeit machen.
Dies ist durch konkrete Situationen und nicht durch Mundpropaganda möglich. Diese Situationen müssen hergestellt und arrangiert werden. Rituale bekommen zunehmend mehr Bedeutung. Durch Aufmärsche, Lageratmosphäre, Uniformierung mit Rängen, Fahnenkult, und Singen wird Gemeinschaft erlebt. Diese Erfahrungen gelten für jeden Einzelnen, aber gleichzeitig auch im Kollektiv. Schirach nennt die die „Du bist nichts, dein Volk ist alles“-Erfahrung.

Führer einer Gemeinschaft – VORBILD
In der HJ und im BDM waren die Führer der Institutionen und Gruppen Vorbilder. Sie sollten das optimale Verhalten repräsentieren. Der Führer war derjenige, der dem „Geist“ der Gemeinschaft am ehesten entsprach. So hat das Volk positive Erwartungen an sich selbst und das richtige (gewünschte) Verhalten wird vorgelebt.
Die Vorbilder für die Kinder sind notwendig für die Orientierung für Lebensperspektive und Identitätsbildung. Eigentlich fungieren immer erwachsene als Vorbilder, damit eine nötige Differenz besteht. Bei der HJ verkörpern jedoch die Gleichaltrigen die Vorbilder. Das ist neu, da sich Gleichaltrige sonst als gleichrangig ansehen. Dieses Prinzip verkörpert aber die Idee des Jugendstaates, es muss aber befürchtet werden, dass die Kinder so massiv überfordert werden. Deswegen waren Gleichaltrigen zunächst nur im Bezug auf das Jugendleben in Vorbildpositionen. Das Prinzip galt noch nicht für die Vorbereitung auf die späteren Rollen.

Die Beziehungen in der HJ – KAMERADSCHAFT
Untereinander hatten die Kinder in der HJ eine kameradschaftliche Beziehung, die auch die Gleichrangigkeit ausdrückt. Kameradschaft und Dienst waren aber nicht-private und öffentliche Verhaltensnormen, die jedem Mitglied zustanden und nicht auf persönlichen Vorlieben beruhten.
Dieses Prinzip galt für die zehn bis 18-jährigen und stellte einen Gegensatz zur Freundeskreis und der Cliquen-Gruppe dar.
Aus der Kameradschaft und Gemeinschaft wurden nur diejenigen ausgegrenzt, die von den Erwachsenen als „Feinde“ benannt wurden. Was im Nationalsozialismus zum Beispiel auf die Juden und Kommunisten zutrifft.
Die Voraussetzung für diese Vorstellung war das Bewusstsein für Ehre. Ehre kann dabei ein einzelner haben, aber auch eine ganze Gruppe. Diese Ehre kann wiederum durch falsches Verhalten verloren gehen.

Das Leitmotiv EHRE
Die Voraussetzung für eine Gemeinschaft ist das Leitbild der Integrität und eine Vorstellung der Vollkommenheit, an der sich jedes Mitglied der Gesellschaft misst.
Das Vorbild ist der perfekte Repräsentant des Leitmotivs, dies funktioniert jedoch nur innerhalb einer Gruppe. Ein Individuum für sich allein hat keine Ehre, in einer Gruppe aber schon.
Die Erziehung der HJ ist funktional und keine rationale Belehrung. Durch Erlebnis-Situationen wird eine bestimmte Wirkung erhofft und so eine Stabilisierung der sozialen Gemeinschaft bewirkt. Dies ist keine pädagogische Theorie, sondern intuitiv und emotional fundierte Überzeugung.

Die Funktion der HJ – DIENST
Gemeinschaften brauchen eine Funktion und eine Tätigkeit für eine bestimmte Aufgabe. Deswegen bekamen die Jugendlichen in der HJ Aufgaben, die nützlich für alle waren.
Das Jugendleben war organisiert und der Dienst verkörperte die Lebensertüchtigung, was eine Vorbereitung auf die späteren Aufgaben für Volk und Staat war. Die nützlichen Dienste an der Allgemeinheit waren zum Beispiel Sammelaktionen.
Durch diese Aufgaben bekamen die Jugendlichen einen sozialen Status. Die HJ bot demnach eine Kombination von Schonraum und allgemeiner Pflichterfüllung. Die Gebrauchspädagogik sieht die Jugendbewegung zunächst als Lebensform und nicht als pädagogisierte Veranstaltung. Sie hat funktionalen Charakter und im Vordergrund steht die Herstellung einer bestimmten Lebens- und Erlebnis-Situation.

Du hast die Pflicht gesund zu sein!“ - Die 10 Gesundheitsgebote
  1. Der Körper gehört der Nation
    man schuldet ihn ihr
    deswegen trägt jeder Verantwortung für seinen Körper
  2. Sauberkeit und Pflege für den Körper
  3. Zahnpflege
  4. gesunde Ernährung (rohes Obst und Gemüse)
  5. Säfte trinken und keinen Kaffee
  6. Alkohol und Nikotin sind Gifte
  7. Sport treiben
  8. mindestens 9 Stunden schlafen
  9. Erste-Hilfe-Ausbildung
    Lebensretter
  10. Du hast die Pflicht gesund zu sein!“
Auch die Gesundheitsreform lief nach dem Prinzip, dass Vorbilder das beste Erziehungsmittel darstellen. Alle Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiteten, wurden gezwungen mit dem Rauchen aufzuhören.
Das Gesundheitsprogramm hatte eine ideologische Komponente. Die Vorgabe durch Hitler war, dass körperliche Ertüchtigung Vorrang hatte, um das Volk zu stärken. Die praktische Komponente dieses Programmes war, dass die NS eine gesundheitliche Bestandsaufnahme der Deutschen anstrebte. Das Ziel dabei war, die zu erfassen, die nicht der Idee der Rassenreinheit oder der Erbgesundheit entsprachen und diese aus der Gesellschaft ausgrenzen zu können. Diese Konsequenz war nicht in Schirachs Sinn, dennoch war Ausgrenzung auch ein Teil seines Konzepts.
Der Grund für die Ausgrenzung bei Schirach kann nicht eindeutig verstanden werden, da es auch möglich gewesen wäre zum Beispiel Angebote für Menschen mit Behinderung zu gestalten. Bei der HJ und dem BDM war jedoch körperliche Fitness Voraussetzung für die Erfüllung der Funktion.
Die Gesundheitsgebote hatten jedoch Auswirkungen für die Familien. Zu dieser Zeit herrschte oft noch Unkenntnis über hygienische Fragen oder man war Hygiene gegenüber gleichgültig eingestellt, weil die Menschen durch den Lebenskampf überfordert waren. Auch wurden Krankheiten nur selten oder sehr spät erkannt. Durch die Gesundheitsgebote wurde Hygiene zum ersten Mal zu einem Thema der Öffentlichkeit.
 
 

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