Pädagogische
Handlungsmöglichkeiten bei Gewalt auf der Grundlage
unterschiedlicher Ansätze zu ihrer Erklärung
Unterschiedliche
Theorien in einem Satz zusammengefasst
Udo
Rauchfleisch
Gewalt,
Aggression oder Dissozialität sind Folgen von defizitären
Lebenserfahrungen (in der frühen Kindheit), sodass ein Mensch die
Funktion seines Ich nicht sinnvoll ausbilden kann. Es entstehen
narzisstische Störungen im Über-Ich, etc.
Wilhelm
Heitmeyer
Gewalt ist ein
Versuch der Kompensation von sozialer Desintegration und persönlicher
Perspektivlosigkeit in einer „Marktgesellschaft“, in der sich
Menschen nicht nur als ungleich, sondern auch als ungleichwertig
ansehen müssen.
John Dollard
Aggression ist
immer eine Folge von Frustration.
Hans-Joachim
Kornardt
Es gibt ein
überdauerndes psychisches Motivsystem der Aggression und es gibt das
überdauernde Motiv, Aggressionen und die Erwartungen negativer
Konsequenzen zu vermeiden: zu einer aggressiven Handlung kommt es,
wenn das Aggressionsmotiv stark und das Hemmungsmotiv schwach ist.
Konrad Lorenz
Aggression ist
Ausdruck eines spontanen und inneren Aggressionstriebes, der ein
primär Art erhaltender ist, aber vernichtende Wirkungen entfalten
kann (gerade unter Menschen).
Sigmund Freud
- Aggression als Folge von Unlusterfahrungen
- Aggression ist Folge eines, aus dem Inneren kommenden, menschlichen Destruktionstriebes
Albert
Bandura
Aggression
entsteht durch die Nachahmung aggressiver Vorbilder, die aggressives
Verhalten als positiv erleben und überdies Belohnung erfahren.
John Paul
Scott
Aggression ist
das Resultat unterschiedlicher Einflüsse, die über mehrere Ebenen
hinweg Einfluss aufeinander nehmen.
Götz
Eisenberg
Aggression ist
Folge von Erfahrungen sozialer und emotionaler „Kälte“ und
mangelndem Erleben von „konturierten“ Persönlichkeiten.
Ferdinand
Sutterlüty
Aggression ist
ein Weg der Kompensation von Ohnmachtsgefühlen und des
Erlebenkönnens von Macht und Stärke.
Wilhelm
Heitmeyer
Heitmeyer setzt
sich mit der Jugendgewalt aus der soziologischen Perspektive
auseinander. Er fragt nach den Ursachen und Motiven für
Gewaltorientierungen unter Jugendlichen innerhalb einer
gesellschaftlichen Problemschicht.
Dabei stellt er
sich die Frage, welche Jugendlichen unter welchen spezifischen
sozialen Lebensbedingungen Gewaltorientierungen ausbilden.
Gesamtgesellschaftliche
Änderungen
Die heutige
Struktur hat sich nach Heitmeyer von einer Marktwirtschaft in eine
Marktgesellschaft verwandelt. Sie bietet den Menschen immer mehr
Konsummöglichkeiten, Mobilität und Flexibilität. Aus diesem Grund
löst sich der Mensch von seinen traditionellen Orientierungen und
Denkweisen. Stattdessen bringt die neue Struktur auch neue
Anforderungen mit sich und fördert die Konkurrenz zwischen den
Menschen, an Stelle der Solidarität.
Außerdem
verwischt die Differenz zwischen Ungleichheit und Ungleichwertigkeit
in dieser Gesellschaft immer mehr.
Ungleichheit
bedeutet, dass die Gesellschaft unterschiedliche soziale Schichten
ausgebildet hat, die den Auf- oder Abstieg fördern.
Die
Ungleichwertigkeit hingegen dient als Rechtfertigung für die
Ungleichheit.
Um auf diese
Phänomene zu reagieren, sind mehrere gesellschaftliche
Reaktionsformen möglich:
- die Rücknahme sozialstaatlicher Maßnahmen
- die Erneuerung von Moral und Erziehung, Empfehlung neuer Bindungen und die Durchsetzung neuer Bildungskonzepte
- die Politik wird ethnisiert
Durch die
Rechtfertigung von Ungleichheit mit Ungleichwertigkeit entsteht ein
Konflikt, da derartige Einordnung eher die Ausgrenzung innerhalb der
sozialen Schichten und über ihre Grenzen hinaus fördert, anstatt
das Zusammenleben. Die Folge davon ist, dass Menschen anfangen sich
gegenseitig zu entwerten und sich auch dementsprechend zu Verhalten.
Auswirkungen
für das Individuum
Durch die
Veränderungen der Gesellschaft ergeben sich für das Individuum mehr
Entscheidungsfreiheiten, aber auch mehr Entscheidungszwänge. Es
entsteht ein Konflikt zwischen Individualisierung und
Entindividualisierung. Die Menschen werden immer individueller und
wollen das auch zeigen, müssen sich gleichzeitig aber auch als
ersetzbar erleben oder müssen Anforderungen erfüllen, die sie nicht
beeinflussen können. Diese neue Situation hat die Konsequenz das die
Menschen ihren eigenen „Wert“ nach sozialer Lage und
Bildungsabschluss erfahren. Somit wird zum Beispiel der berufliche
Abstieg auch als persönlicher Abstieg wahrgenommen. Die Menschen
haben mit der Angst um den Statusverlust zu kämpfen.
Weiterhin werden
sie gleichzeitig auch zu mehr Anpassung gezwungen. Die Folgen davon
sind Hilflosigkeit und Verunsicherungen in Lebensbedingungen. Dem
Individuum ist dabei kein Umwenden mehr möglich. Stattdessen folgt
ein resignativ-passiver Rückzug oder ausgrenzend, aggressives und
eventuell auch gewalttätiges Verhalten.
Alle diese
Veränderungen erfordern eine individuelle Bewältigung.
Ursachen für
Gewalt und gewalttätiges Verhalten
Grundsätzlich
ist die Bewältigung der veränderten Lebenssituation und
gesellschaftlichen Struktur möglich. Wichtig ist aber, dass das
Individuum nicht nur durch einseitige Erfahrungen geprägt wird,
sondern das ein Wechselverhältnis zwischen den Einstellungen zur
Gewalt besteht. Diese Formen nämlich die Haltungen und das Verhalten
des Individuums und damit auch seine Einstellung zu Gewalt.
Identitätsprobleme
können auftreten, wenn das Individuum unter Druck steht, die
Erwartungen und Anforderungen des Jugendlichen zu erfüllen und dabei
dann aber keine Rückendeckung und Unterstützung aus seinem Umfeld
hat. Ihm fehlen sichere Beziehungen und die Familienkonstellation ist
geprägt von Gleichgültigkeit, einer widersprüchlichen Erziehung
oder wenig gemeinsamer Zeit durch die Berufstätigkeit der Eltern.
Weiterhin kann es sein, dass der Jugendliche nur Beachtung erfährt,
wenn er Gewalt ausübt oder wenn ihm gegenüber Gewalt ausgeübt
wird.
Durch den
Einfluss der Sozialmilieus haben die Jugendlichen außerdem ungleiche
Chancen für:
- die individuell-funktionale Systemintegration→ der Zugang zum Arbeitsmarkt
- die kommunikativ-interaktive Sozialintegration→ die politische Partizipation
- die kulturell-expressive Sozialintegration→ der sozial-emotionale Rückhalt
Daraus schließt
Heitmeyer, dass das Verhalten von Menschen niemals monokausal erklärt
werden kann.
Eine hohe Gefahr
zur Gewalttätigkeit besteht allerdings, wenn
- das Individuum keine Arbeit und keine soziale Anerkennung erfährt und deswegen individuelle Desintergration erlebt
- das Individuum Integrationsprobleme hat und ihm der Zugang zur Bildung fehlt, weswegen es ein zurückgezogenes Leben in seiner sozialen Schicht führt
- das Individuum durch Integrationsprobleme von der Mehrheit ausgeschlossen wird und deshalb ein Gefühl der Desintegration, der fehlenden Anerkennung und der Ausgrenzung erlebt
Entstehung
von Gewaltbereitschaft
Heitmeyer sagt,
dass Gewaltbereitschaft vor allem durch gruppenbezogene
Menschenfeindlichkeit entsteht.
Menschen können
Gewalt ausüben, um ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Sie
attackieren Menschen, die sie als „minderwertiger“ empfinden,
damit ihnen ihre eigene scheinbare „Minderwertigkeit“ ertragbarer
erscheint.
Außerdem können
Menschen unterschiedlich zu Gewalt eingestellt sein. Zum Einen kann
Gewalt ein Bestandteil des Lebens gesehen werden. Es ist aber auch
möglich, dass das Individuum Gewalt (sowohl staatlich als auch
privat) akzeptiert
oder eine
grundsätzliche Gewaltbereitschaft zeigt. Zum Anderen kann der Mensch
aber auch selbst gewalttätiges Verhalten zeigen.
Das eigentliche
Ausüben von Gewalt kann dann durch das Individuum auf
unterschiedliche Weise legitimiert werden. Grundsätzlich kann man
Gewalt als ein Mittel zur Selbstdurchsetzung sehen.
Gewalt kann
damit gerechtfertigt werden, dass sie als „Gegengewalt“ fungiert,
oder dem Individuum als letzten Ausweg gedient hat. Weiterhin kann
Gewalt als Ordnungsfaktor gesehen werden. Es ist aber auch möglich,
dass das Individuum Gewalt als „normales“ Handlungsmuster oder
als Mittel zur Klärung und Vollstreckung rechtfertigen will.
Durch die
innerlich ausgebildete gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sinken
die Hemmungen des Individuums Gewalt zu zeigen. Erlebt es Gewalt
„positiv“ wird Gewalt zu einem Bestandteil der Selbsterfahrung.
Ist dies der
Fall, so lernt der Jugendliche, dass Gewalt für Eindeutigkeit sorgt.
Es ist ihm so möglich, die eigene Ohnmacht oder Unterlegenheit zu
überwinden. Der Jugendliche kann sich als selbst wirksam erfahren
und erlebt in Gruppen auch Solidarität. In gewisser Weise stellt
Gewalt auch eine körperlich-sinnliche Erfahrung dar, die den
Jugendlichen in seiner Selbsterfahrung fördert.
Wird Gewalt
schließlich realisiert kann dies:
- expressiv→ um die eigene Einzigartigkeit zu zeigen
- instrumentell→ um ein Problem zu lösen
- regressiv→ um Desintegration aufzuheben
- autoaggressiv→ um einen Ausweg zu finden
geschehen.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass (nach Heitmeyer) Gewalt in bestimmten
Sozialmilieus attraktiv wird, nach dem der Mensch bestimmte
Lebenserfahrungen gemacht hat und Gewalt als Mittel nutzt die eigene
Wertigkeit zu zeigen und sich Anerkennung zu verschaffen.
Rauchfleisch
fragt nach den Ursachen für Gewalt aus der psychologischen Sicht. Er
geht davon aus, dass viele Menschen straffällig werden, die in der
frühen Kindheit oder später schwere Verlust- und Mangelerfahrungen
gemacht haben. Die Folgen davon sind für ihn innerpsychische
Traumatisierungen und psychische „Verletzungen“, die das Ich
geschädigt haben.
Merkmale/Charakteristika
Rauchfleisch
nennt neun Charakteristika für die Neigung zu gewalttätigem
Verhalten.
- FrustrationsintoleranzMenschen, die durch kleine Belastungen zu unverhältnismäßig großen Reaktionen neigen, müssen einen innerseelischen Kampf austragen. Ihre Fluch aus diesem Dilemma ist die Aktivität (→ Gewalt).
- Umgang mit der RealitätWenn Menschen nur eine mangelnde Fähigkeit der realitätsgetreuen Selbsteinschätzung haben, dann entstehen Schwierigkeiten beim Differenzieren von innen und außen. Die Jugendlichen haben Störungen im Gefühl für die Realität und und nur eine eingeschränkte Fähigkeit zur Realitätsprüfung, was Rauchfleisch den „Wirklichkeitssinn“ nennt.
- KontaktstörungenMenschen, die keine tiefen Beziehungen haben, sich aber danach sehnen.
- DepressivitätMenschen fühlen sich hilflos und haben ein geringes Selbstwertgefühl.
- Über-ICh-PathologieMenschen, die dazu neigen soziale Nomen zu missachten, stehen unter großem Einfluss des ES.
- (spezifische) AbwehrmechanismenMenschen reagieren mit Verleugnung, Abspaltung und Projektion auf unliebsames Verhalten oder Erfahrungen.
- Fehlentwicklungen im Bereich von Sexualität und AggressivitätDas Individuum neigt dazu Ich-Funktionen zu sexualisieren bzw. mit Aggressionen zu laden, was die Wahrnehmung und das Denken stark beeinflusst.
- DesintegrationEin Mensch, der kaum „normale“ Integration erlebt, hat ein ambivalentes Selbsterleben und zeigt widersprüchliches Verhalten.
- Chronizität der StörungHat der Mensch sich erst einmal Verhalten angeeignet, handelt er nach festgeschriebenen Mustern.
Ursachen
Die Ursachen für
Gewalt und gewalttätiges Verhalten sieht Rauchfleisch in den
Erfahrungen aus der frühen Kindheit. Haben die Jugendlichen in
dieser Phase schwere Verlust- und Mangelerfahrungen gemacht, haben
sie ein Gefühl der existentiellen Bedrohung entwickelt. Durch die
Schwere und Dauer der traumatisierenden Situationen in einem
lebensgeschichtlichen Zeitraum wird auch über die Gewaltbereitschaft
entschieden.
Auch familiäre
Probleme und Auffälligkeiten können Auswirkungen haben. Eltern
geben die antisozialen Tendenzen an ihre Kinder weiter und durch
Streit kann das Kind zum Objekt des Kampfes werden. In derartigen
Familienkonstellationen gibt es keinen Austausch über Probleme
(Okkupation) und nur „Pseudodialoge“ ohne starke
Vertrauensbindung. Auch das Fehlen einer Vaterfigur kann zu
Misstrauen oder geringem positiven Einfluss führen.
Es steht ein
oral-aggressiver Kernkonflikt einem Sehnsucht-Angst Dilemma
gegenüber.
Durch die
beeinträchtigte Steuerung der Gefühle entwickelt das Individuum
eine „verzerrte“ Wahrnehmung und setzt sich wenig mit der äußeren
Realität auseinander. Das Individuum ist kaum dazu in der Lage die
eigenen Gefühle zu regulieren und kann seine eigenen Impulse nur
schwer kontrollieren. Weiterhin entsteht eine Neigung dazu, die
Mitmenschen zu idealisieren und zu entwerten. Die Ursache dafür ist
in den Mangelerfahrungen der oralen Phase zu suchen.
Ein weiterer
Grund für aggressives Verhalten kann eine narzisstische Störung
sein. Das Individuum hat Gefühle der eigenen Ohnmacht und
Selbstentwertung oder aber grandiose und irreale Vorstellungen der
eigenen Möglichkeiten. Es versucht dann durch Manipulation die
eigene Macht und Größe durchzusetzen. Außerdem ist es empfindlich
für Kränkungen und ihm fehlt es an Sozialkompetenzen, was wiederum
das Risiko für Kränkungen erhöht. Es ist ebenfalls möglich, dass
der Jugendliche Schwierigkeiten beim Aufbau sozialer Beziehungen hat.
Behandlung
und Therapie
Da bei
Rauchfleisch psychische und soziale Probleme zusammenkommen, wird
eine bifokale Behandlung benötigt. Das bedeutet, dass der
Jugendliche sowohl soziale, als auch therapeutische Hilfe bekommen
muss.
Die Aufgabe für
ihn ist es, die Widerstände anzuerkennen und diese zu bearbeiten. Er
muss sich Differenzierungen bewusst machen und eigenständig
Wertungen und Urteile entwickeln. Dadurch wird die Mündigkeit
gefördert.
Das Konzept der
Salutogenese und Pathogenese drückt aus, dass der Jugendliche sich
auf die Suche nach intakten Persönlichkeitsdimensionen machen muss,
um seine konstruktiven Kräfte und Ressourcen zu finden.
Außerdem werden
die psychischen Situationen und alltäglichen sozialen Probleme des
Jugendlichen behandelt. Die sozialen Probleme sind dabei die Ursache
der psychischen Probleme, weshalb eine beidseitige Therapie
erforderlich ist. Dabei werden auch Kindheitserinnerungen
miteinbezogen.
Die
Interventionsschritte umfassen dann zunächst die Konfrontation, bei
der sich der Jugendliche die Problematik bewusst machen muss. Dann
wird diese geklärt, indem das Problem klar dargestellt wird.
Anschließend folgt die Deutung, bei der der Sinn, die Quelle, die
Vorgeschichte und die Ursache für die Gewalt gedeutet werden. Die
Frage dabei ist jedoch, ob der Jugendliche die Deutungsangebote
annimmt. Abschließend werden die Probleme durchgearbeitet, indem der
Jugendliche sich mit seinen Widerständen auseinander setzt und
schließlich eine Verhaltensänderung bewirkt.
Zusätzlich ist
Arbeit am Über-Ich notwendig. Da dem Jugendlichen soziale Normen
fehlen, bietet der Therapeut ein „mildes“ Über-Ich an, um eine
neue Ausbildung des Über-Ichs zu fördern.
Leidet der
Jugendliche an einer narzisstischen Störungen wird diese durch eine
langsame Konfrontation mit der Realität langsam abgebaut. Die
Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass der Patient extrem verletzlich
ist und die Beziehung zu seinem Therapeuten braucht, andererseits
aber auch versuchen kann den Therapeuten zu verunsichern und zu
verführen.
Strategien
zur Gewaltprävention bei Hans-Peter Nolting
Um
Gewaltbereitschaft vorzubeugen hat Noltig verschiedene Theorien
aufgestellt.
- die VentiltheorieDieses Konzept beschreibt das frühe und regelmäßige Abreagieren aggressiver Impulse. Dadurch wird ein Status der Aggressivität vermieden und stattdessen eine Reinigung im Affekt bzw. ein Sich-Freimachen bewirkt. Möglichkeiten dazu bieten zum Beispiel Toberäume oder Box-Ags.Der Grund dafür, dass dieses Prinzip funktionieren kann, ist, dass eine Abreaktion zu einem besseren Gefühl führt. Dadurch wird die gereizte Stimmung (zumindest kurz) gemildert, aber weder der Ärger noch das ungelöste Problem bewältigt.
- Anreger verändernEine weitere Möglichkeit der Gewaltprävention ist, die Aggression fördernden Faktoren zu vermindern und positive Anreger zu verstärken. Das bedeutet, dass Einengungen, Stressoren, Entbehrungen, Provokationen, Herabsetzungen und aggressive Modelle, Symbole und Instrumente vermindert werden und stattdessen die positiven Anreger vermehrt werden. So kann durch Anreizverlagerungen eine alternatives Verhalten gefördert werden.
- Anreger anders bewertenDas bedeutet, dass die Ursachen für das aggressive Verhalten abgeschwächt werden sollen. Deswegen soll sozial orientiertes Verhalten gelernt und gezeigt werden. Dies beinhaltet das Einfühlen in andere Menschen und die Vorsicht bei Schuldzuweisungen. Außerdem soll die Skepsis gegenüber aggressiven Modellen und Signalen gefördert werden und verdeutlicht werden, dass Provokationen und Störungen auch entschärft bewertet werden können. Weiterhin wird die Relativierung eigener Ziele und Werte vermittelt.
- Aggressionshemmungen fördernDer Jugendliche soll Hemmungen aufbauen, indem er die Nachteile nachempfindet und einsieht. Dies geschieht durch Leid-induzierte Hemmungen und der Angst vor Bestrafung und negativen Folgen. So sollen sich moralische Hemmung bzw. eine Werthaltung entwickeln. Der Jugendliche soll einsehen, dass Gewalt am Ende für ihn mehr Nachteile als Vorteile bringt.
- Alternatives Verhalten lernenDer Jugendliche soll lernen statt Gewalt andere Aktivitäten zu wählen. Die Entdramatisierung einer Situation soll durch Selbstbeeinflussung und Entspannung gefördert werden. Der Jugendliche soll außerdem üben sich in andere einzufühlen und sich gegen Provokationen zu immunisieren. Weiterhin soll alternatives Verhalten durch klassische und kognitive Verhaltensmodifikationen, sowie partnerzentrierte Gesprächsführung gefördert werden.
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