Erziehung
im Nationalsozialismus als Beispiel für die Interdependenzen von
Erziehung, Gesellschaft und Politik
Hitlers
Erziehungsgrundsätze
Die erste
Aufgabe des Staates zum Wohl des Volkes (nach Adolf Hitler) war das
Erhalten, die Pflege und die Entwicklung der besten rassischen
Elemente. Dies bezieht sich aber nicht nur auf die Geburt, sondern
geht auch darüber hinaus, um die spätere Weitervermehrung zu
gewährleisten.
Für Hitler war
die rassische Qualität des Menschen Voraussetzung für seine
geistige Leistungsfähigkeit. Durch die Erziehung sollte die
körperliche Gesundheit gefördert werden, da zu einem gesunden und
kraftvollen Geist nur ein gesunder und kraftvoller Körper gehören
konnte. Der Erziehungsstil im Sinne Hitlers war demnach darauf
ausgelegt kerngesunde Körper heranzuzüchten.
Um dieses Ziel
zu erreichen, wurden die Bestandteile der Erziehung verschieden
gewichtet. An erster Stelle stand die körperliche Ertüchtigung.
Dann folgte die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten, was die
Ausbildung des Charakters als wichtigsten Punkt berücksichtigte. Es
wurden vor allem die Willens- und Entschlusskraft sowie die Freude an
Verantwortung gefördert. Der dritte Bestandteil der Erziehung
bildeten dann die wissenschaftlichen Schulordnungen.
Die Erziehung
durch den Staat umfasste überwiegend die körperliche Ertüchtigung,
weil diese als eine Forderung der Selbsterhaltung durch den Staat
galt. Auch bekam die Regierung mehr Einfluss auf den Schulstoff, um
die Schüler mit Fragen zur Erhaltung des Volkes an das System zu
binden. Die Erziehung sollte vor allem zweckentsprechend sein. Sie
sollte die „notwendige Stählung“ für das spätere Leben
darstellen und dafür sorgen, dass die Menschen keine „Stubenhocker“
würden, da das Hitlers Ideologie nicht folgte.
Das Volk wurde
so eine Waffe. Hitler war der Meinung, dass das deutsche Volk zuvor
erniedrigt wurde und deswegen Kraft durch Selbstvertrauen aufbauen
musste. Das sollte schon im Kindesalter anerzogen werden. Das Ziel
der Erziehung war dabei, dass die Kinder zu der Überzeugung
gelangten, dass sie gegenüber anderen überlegen waren. Durch die
körperliche Kraft und Gewandtheit sollte der Glaube an die
„Unbesiegbarkeit des gesamten Volktums“ gefördert werden.
Jedoch umfasste
die Erziehung durch den Staat nicht nur die Zeit in der Schule,
sondern auch die geistige und körperliche Ausbildung nach dem
Unterricht war von den Ideen Hitlers geprägt. Diese Aktivitäten
wurden ebenfalls in staatlichen Einrichtungen durchgeführt. Die
Jungen wurden dort auf das Leben als Soldat vorbereitet und die
Mädchen wurden in ihren seelischen und geistigen Werten gefördert,
um sie so auf ihr Leben als Mutter vorzubereiten.
Die geistige
Ausbildung der Kinder berücksichtigte Fehler in der frühen
Erziehung. Das Volk sollte durch berühmte Namen zusammengebracht
werden und so gemeinsam an das „deutsche Heldentum“ glauben.
Hitler hatte Ziele für den Unterricht, die bisher nie erreicht
wurden. Er wollte den Nationalstolz der Kinder durch Vorbilder
entflammen lassen. Dieser Zustand würde dann vom Krieg geprüft
werden. Wenn ein Volk keinen Nationalstolz hat, wird es im Krieg auch
unterliegen.
Hat ein Volk
aber einen großen Nationalstolz, dann kann es auch als Schutz des
Staates dienen. Die beste Verteidigung eines Landes waren für Hitler
Männer und Frauen, die eine sehr hohe Vaterlandsliebe und eine
fanatische Nationalbegeisterung hatten.
Die
wissenschaftlichen Schulungen der Kinder sollten ihren Stolz auf ihre
Persönlichkeit und das Gefühl der Angehörigkeit zu ihrem deutschen
Heldentum fördern. Die größten Namen der deutschen Geschichte
sollten die Säulen eines unerschütterlichen Nationalgefühls
werden.
Das höchste
Ziel der Schulbildung war schließlich die Verinnerlichung des
Rassismus und des Rassengefühls. Das Lernergebnis der Schulbildung
sollte also sein, dass die Kinder die „Notwendigkeit der
Blutreinheit“ erkennen. Dies war eine gelungene Voraussetzung für
die rassenmäßigen Grundlagen des Volkes. Für Hitler waren so die
Bedingungen für die spätere kulturelle Weiterentwicklung gesichert.
Neuordnung
des Schulwesens (29.01.1938)
In Laufe seiner
Reformen in Politik, Gesellschaft und Bildung strukturierte Hitler
auch das Schulwesen neu. Er setze folgende Änderungen um:
- Die Schulzeit wurde auf acht Jahre verkürzt,→ dabei sollte aber das gleiche Bildungsniveau gehalten werden, wie zuvor
- Es wurden separate Schulen für Jungen und Mädchen eingeführt→ eine neue hauswirtschaftliche Form der Oberschule entstand für dieMädchen, um sie auf die Herausforderungen des Lebens an die deutscheFrau in Familie, Beruf und Volksgemeinschaft, vorzubereiten
- Die Abschaffung des Religionsunterrichtes→ es sollten keine Inhalte vermittelt werden, die Hitlers Einheit der Erziehunggefährden könnte
Grundsätzlich
galt Schule als ein Teil der nationalsozialistischen
Erziehungsordnung. Ihre Aufgabe war es einen idealen Menschen im
Sinne des Staates zu formen, was in der Kooperation mit verschiedenen
Institutionen geschah.
Durch
politisches Handeln wurde eine neue Ordnung gestiftet, wenn diese
eine überzeugende Kraft hat, entsteht wiederum eine neue Erziehung.
Adolf Hitlers
Staat war ein Erziehungsstaat. Der Staat wurde aus der Kraft seines
Volkes geschöpft und zu einem einzigen politischen Willen vereint.
So sollte eine alles durchdringende Weltanschauung etabliert werden,
die die Möglichkeit der Erziehung war.
Die
nationalsozialistische Erziehung sollte den wirklichen und durch sein
geschichtliches Schicksal geprägten Deutschen erziehen. Die
Erziehungsordnung entstand aus der Gemeinschaft des wirklichen
Kampfes anstelle einer humanistischen Bildungsideologie. Die echte
Bildung sollte aus dem Geiste dieser politischen Zucht entstehen. Die
zentrale Aufgabe der Schulen war es daher, die Begeisterungs- und
Einsatzfähigkeit für alle zu etablieren.
Nach Hitler
waren andere Erziehung abstrakt und volksfremd, da sie nur den
Verstand ansprechen und nicht auf den Menschen in seiner
Wirklichkeit ansprechen.
Das höchste
Ziel der Schule müsste daher sein, durch den Unterricht zu erziehen.
Dabei soll eine Zucht des Geistes, die Entwicklung des Verstandes und
die Vermittlung lebendiger Bildungsstoffe den Menschen ergreifen und
zur Reifung seines Charakters beitragen.
Der Wert der
Schule wiederum liegt im Wert der Lehrkräfte. Die Erneuerung der
Schule ist lange und harte Arbeit. Dennoch geben die neuen
Richtlinien letzten Endes nur Möglichkeiten an. Der Erfolg ist
abhängig davon, dass der nationalsozialistische Lehrer an das System
glaubt und sich voll und ganz dafür einsetzt.
Die Schule kann
dann als „Seele der Jugend“ gesehen werden. Die Voraussetzung
dafür ist jedoch, dass sie durch die Menschen getragen wird, die
hinter ihr stehen. Diese müssen ihre Ämter vertrauensvoll ausführen
und ihre Aufgaben erfüllen. Die nationalsozialistische
Weltanschauung ist aber nicht direkt Unterrichtsgegenstand, sondern
bildet das Fundament der Schule und fließt deswegen überall
indirekt ein. Der Unterricht bietet Möglichkeiten für
Querverbindungen und Konzentrationen. Der Stundenplan und die
Schwierigkeiten im Lernplan werden aufgelöst und stattdessen wird
eine neue Weltanschauung etabliert, die neue Erziehungsverfahren und
eine neues Ausleseprinzip für das Bildungsgut darstellt.
Ernst Krieck:
Der Erziehungsstaat
Krieck verfolgte
ebenfalls die Idee eines Erziehungsstaats. Er wollte den völkischen
Organismus erneuern. Seiner Meinung nach durfte Erziehung nicht nur
einen hohen Stellenwert haben, sondern muss das Fundament der
Gesellschaft bilden.
Das
gesellschaftliche Leben sollte selbst erzieherisch sein und zwar in
einem gewünschten Sinne. Der Ausgangspunkt dafür war die
„funktionale“ Erziehung. Krieck hatte die Hoffnung auf die
Gestaltung des Lebens nach pädagogischen Gesichtspunkten.
Die Erziehung
sollte durch das Leben in der Gemeinschaft geschehen. Ein zerrüttetes
Volk kann seinen Nachwuchs nicht ausreichend erziehen, deswegen war
das Ziel des Erziehungsstaats die pädagogisierte Staatsordnung.
Krieck Sichtweise auf die genaue Ausgestaltung des Erziehungsstaats
ändert sich jedoch durch den Nationalsozialismus. Er wandelt die
Ausrichtung von autonom zu völkisch-realistisch.
Der
Erziehungsstaat organisiert die Arbeit, Freizeit und die
Massenkommunikation. Sozialistisches Verhalten soll auch in der
Öffentlichkeit gezeigt werden, ist dies nicht der Fall kommt es zu
einer Belehrung durch die Sicherheitsorgane des Staatssystems.
Das Lebensgefühl
der Menschen hat äußerlich keine gravierenden Widersprüche, da es
das Harmoniebedürfnis der Menschen erfüllt. Die Kehrseite ist
jedoch, dass durch Verbote, Repressionen und Ausgrenzung von Menschen
auch autoritäre Tendenzen vorhanden sind.
Kriecks Idee des
Erziehungsstaats war die pädagogisch-politische Kritik
gesellschaftlicher Erscheinungen. Der Erziehungsstaat beruft sich auf
anerkannte Werte und scheint selbst- und Interessenlos zu sein.
Stattdessen gibt es ein moralisch verstandenes Gemeinwohl. Die
Voraussetzung dafür, dass dies funktioniert ist, dass die
Bildungsbürger durch selbstlose Herrscher zur Revolution kommen.
Der Traum vom
Erziehungsstaat beinhaltet, dass an alle Kinder die gleichen
normativen Erwartungen gestellt werden. Die Maxime des Lehrers müssen
mit der der Medien übereinstimmen. Diese Vorstellung ist jedoch in
der modernen Welt lediglich Fiktion oder müsste mit Gewalt
durchgesetzt werden. Der Erziehungsstaat ist deswegen eher
illusionäre Gesellschaftskritik.
Die
Faszination der bewegten Masse: Krieck und die Idee des NS
Krieck nutzte
die Faszination der großen Massenbewegungen für die Zwecke des
Nationalsozialismus'. Durch gemeinsamen Jubel und Ergriffenheit wird
dem Volk eine Gemeinschaftsgefühl und das Erleben der Vitalität für
die Zukunft vermittelt. Die Volksgemeinschaft wird so zur sinnlichen
Erfahrung.
Krieck hat mit
seiner Idee ebenfalls die Politik des Nationalsozialismus'
beeinflusst. Die Parteiorgane sollten als Erziehungsgemeinschaften
fungieren und sich sowohl selbst erziehen als auch Träger der
Erziehung anderer sein. Des Weiteren legitimierte Krieck die
Schulungs- und Lagerarbeit, welche das Fundament für die
Rechtfertigungen der nationalsozialistischen Handlungen wurde. Krieck
unterschied außerdem nicht zwischen Sozialisation und Erziehung.
Dieser Unterschied ist aber notwendig. Die Ziele und Vorgehensweisen
der Nationalsozialisten konnten legitimiert werden, weil sie den
positiv konnotierten Begriff „Erziehung“ dafür nutzen konnten.
Grenzen der
Gemeinschaft
Die soziale
Funktion aller Erziehung ist die Sozialisation. Dies beinhaltet die
Wirkungen und Einflüsse auf die Persönlichkeit. Bei Krieck kommt es
zu einer Trennung von Gemeinschaften und anderen sozialen
Zusammenhalten. Man muss außerdem berücksichtigen, dass
Individualität nicht erzieherisch planbar sein kann. Kriecks
„Selbsterziehung“ bedeutet lediglich die Auseinandersetzung des
Menschen mit seiner Umwelt. Kriecks Beweggrund für sein Handeln und
den Erziehungsstaat war die völkische Weltanschauung. Er zog
allerdings die falschen Schlüsse aus seinen pädagogischen
Erkenntnissen.
Fazit
krieck entdeckte
die Bedeutung der sozialen Gemeinschaft für die Erziehung.
Allerdings konnte der zu seiner Zeit nicht die richtigen Schlüsse
aus diesem Fortschritt ziehen.
Die
herausragenden Kriterien der heutigen Gesellschaft sind:
- die Trennung von Privatsphäre und Öffentlichkeit
- die differenzierte gesellschaftliche Arbeitstrennung
- die Individualisierung des Menschen zum Rechtssubjekt(wobei konkrete soziale Kontexte ignoriert werden)
- der „Siegeszug der Prinzipien des Marktes“
Die Folge dieser
gesellschaftlichen Strukturierung ist die Emanzipation des Menschen.
Es wird sich immer weiter von den Erziehungsgemeinschaften wegbewegt,
die Krieck ursprünglich angestrebt hat. Das Problem, dessen Krieck
sich nicht bewusst war, ist, dass solche Prozesse notwendig und
unausweichlich sind, da wir in einer Industriegesellschaft leben.
Baldur von
Schirach - „Gebrauchspädagogik“
Der
populistische Hintergrund
Die
Hitler-Jugend (HJ) stellte die Verkörperung des „richtigen
Volksempfindens“ dar. Sie diente als sinnvolle Beschäftigung der
Jugend in der Obhut der HJ und dem Bund deutscher Mädel (BDM). So
konnten die Kinder und Jugendlichen nicht auf Abwege geraten durch
die Verführungen der Straße und durch die körperliche Ertüchtigung
und nützliche Dienste für das Volk trugen sie gleichzeitig zur
Etablierung des gesellschaftlichen Systems nach Hitlers Ideologie
bei. Damit es keine Einsprüche gegen die HJ und den BDM gab, wurde
versucht, die Eltern für sich einzunehmen.
Pädagogische
Leitmotive
Die Stichworte
der „Gebrauchspädagogik“ von Schirach sind: Erlebnis, Vorbild,
Kameradschaft, Ehre und Dienst. Das Ziel war es eine neue
Ausarbeitung des gesellschaftlichen Lebens und des Bewusstseins dafür
zu gestalten. Dies sollte, ausgehend von der HJ, die gesamte
Gesellschaft umfassen. Das Individuum ist eine Mitglied der
Gemeinschaft und soll deswegen auch seine Identität durch die
Gemeinschaft bilden.
Diese Denkweise
bildet einen Gegensatz zur „gemeinschaftsgebundenen
Individualisierung“, bei der es beliebig viele Freizeitangebote
gibt.
Gemeinschaft
erleben – ERLEBNIS
Nach Schirach
muss Gemeinschaft erlebt und nicht erlernt werden. Dies ist jedoch
nicht auf die Schule ausgerichtet, sondern auf die außerschulischen
Aktivitäten und das Jugendleben. Dort sollen die emotionalen und
ästhetischen Dimensionen des Menschen angesprochen werden und jedes
Individuum als Ganzes gesehen werden. Das Ziel dieser Vorgehensweise
ist es, Gefühle wie Ehrfurcht, nationale Zugehörigkeit, Freude und
Trauer auszudrücken.
Die
Erlebnisorientierung steht daher im Gegensatz zur rationalen
Aufklärung. Die Kinder sollen nach Schirach gemeinsame emotionale
Erfahrungen der sozialen Zugehörigkeit machen.
Dies ist durch
konkrete Situationen und nicht durch Mundpropaganda möglich. Diese
Situationen müssen hergestellt und arrangiert werden. Rituale
bekommen zunehmend mehr Bedeutung. Durch Aufmärsche,
Lageratmosphäre, Uniformierung mit Rängen, Fahnenkult, und Singen
wird Gemeinschaft erlebt. Diese Erfahrungen gelten für jeden
Einzelnen, aber gleichzeitig auch im Kollektiv. Schirach nennt die
die „Du bist nichts, dein Volk ist alles“-Erfahrung.
Führer einer
Gemeinschaft – VORBILD
In der HJ und im
BDM waren die Führer der Institutionen und Gruppen Vorbilder. Sie
sollten das optimale Verhalten repräsentieren. Der Führer war
derjenige, der dem „Geist“ der Gemeinschaft am ehesten entsprach.
So hat das Volk positive Erwartungen an sich selbst und das richtige
(gewünschte) Verhalten wird vorgelebt.
Die Vorbilder
für die Kinder sind notwendig für die Orientierung für
Lebensperspektive und Identitätsbildung. Eigentlich fungieren immer
erwachsene als Vorbilder, damit eine nötige Differenz besteht. Bei
der HJ verkörpern jedoch die Gleichaltrigen die Vorbilder. Das ist
neu, da sich Gleichaltrige sonst als gleichrangig ansehen. Dieses
Prinzip verkörpert aber die Idee des Jugendstaates, es muss aber
befürchtet werden, dass die Kinder so massiv überfordert werden.
Deswegen waren Gleichaltrigen zunächst nur im Bezug auf das
Jugendleben in Vorbildpositionen. Das Prinzip galt noch nicht für
die Vorbereitung auf die späteren Rollen.
Die
Beziehungen in der HJ – KAMERADSCHAFT
Untereinander
hatten die Kinder in der HJ eine kameradschaftliche Beziehung, die
auch die Gleichrangigkeit ausdrückt. Kameradschaft und Dienst waren
aber nicht-private und öffentliche Verhaltensnormen, die jedem
Mitglied zustanden und nicht auf persönlichen Vorlieben beruhten.
Dieses Prinzip
galt für die zehn bis 18-jährigen und stellte einen Gegensatz zur
Freundeskreis und der Cliquen-Gruppe dar.
Aus der
Kameradschaft und Gemeinschaft wurden nur diejenigen ausgegrenzt, die
von den Erwachsenen als „Feinde“ benannt wurden. Was im
Nationalsozialismus zum Beispiel auf die Juden und Kommunisten
zutrifft.
Die
Voraussetzung für diese Vorstellung war das Bewusstsein für Ehre.
Ehre kann dabei ein einzelner haben, aber auch eine ganze Gruppe.
Diese Ehre kann wiederum durch falsches Verhalten verloren gehen.
Das Leitmotiv
EHRE
Die
Voraussetzung für eine Gemeinschaft ist das Leitbild der Integrität
und eine Vorstellung der Vollkommenheit, an der sich jedes Mitglied
der Gesellschaft misst.
Das Vorbild ist
der perfekte Repräsentant des Leitmotivs, dies funktioniert jedoch
nur innerhalb einer Gruppe. Ein Individuum für sich allein hat keine
Ehre, in einer Gruppe aber schon.
Die Erziehung
der HJ ist funktional und keine rationale Belehrung. Durch
Erlebnis-Situationen wird eine bestimmte Wirkung erhofft und so eine
Stabilisierung der sozialen Gemeinschaft bewirkt. Dies ist keine
pädagogische Theorie, sondern intuitiv und emotional fundierte
Überzeugung.
Die Funktion
der HJ – DIENST
Gemeinschaften
brauchen eine Funktion und eine Tätigkeit für eine bestimmte
Aufgabe. Deswegen bekamen die Jugendlichen in der HJ Aufgaben, die
nützlich für alle waren.
Das Jugendleben
war organisiert und der Dienst verkörperte die Lebensertüchtigung,
was eine Vorbereitung auf die späteren Aufgaben für Volk und Staat
war. Die nützlichen Dienste an der Allgemeinheit waren zum Beispiel
Sammelaktionen.
Durch diese
Aufgaben bekamen die Jugendlichen einen sozialen Status. Die HJ bot
demnach eine Kombination von Schonraum und allgemeiner
Pflichterfüllung. Die Gebrauchspädagogik sieht die Jugendbewegung
zunächst als Lebensform und nicht als pädagogisierte Veranstaltung.
Sie hat funktionalen Charakter und im Vordergrund steht die
Herstellung einer bestimmten Lebens- und Erlebnis-Situation.
“Du hast
die Pflicht gesund zu sein!“ - Die 10 Gesundheitsgebote
- Der Körper gehört der Nation→ man schuldet ihn ihr→ deswegen trägt jeder Verantwortung für seinen Körper
- Sauberkeit und Pflege für den Körper
- Zahnpflege
- gesunde Ernährung (rohes Obst und Gemüse)
- Säfte trinken und keinen Kaffee
- Alkohol und Nikotin sind Gifte
- Sport treiben
- mindestens 9 Stunden schlafen
- Erste-Hilfe-Ausbildung→ Lebensretter
- „Du hast die Pflicht gesund zu sein!“
Auch die
Gesundheitsreform lief nach dem Prinzip, dass Vorbilder das beste
Erziehungsmittel darstellen. Alle Menschen, die im Gesundheitswesen
arbeiteten, wurden gezwungen mit dem Rauchen aufzuhören.
Das
Gesundheitsprogramm hatte eine ideologische Komponente. Die Vorgabe
durch Hitler war, dass körperliche Ertüchtigung Vorrang hatte, um
das Volk zu stärken. Die praktische Komponente dieses Programmes
war, dass die NS eine gesundheitliche Bestandsaufnahme der Deutschen
anstrebte. Das Ziel dabei war, die zu erfassen, die nicht der Idee
der Rassenreinheit oder der Erbgesundheit entsprachen und diese aus
der Gesellschaft ausgrenzen zu können. Diese Konsequenz war nicht in
Schirachs Sinn, dennoch war Ausgrenzung auch ein Teil seines
Konzepts.
Der Grund für
die Ausgrenzung bei Schirach kann nicht eindeutig verstanden werden,
da es auch möglich gewesen wäre zum Beispiel Angebote für Menschen
mit Behinderung zu gestalten. Bei der HJ und dem BDM war jedoch
körperliche Fitness Voraussetzung für die Erfüllung der Funktion.
Die
Gesundheitsgebote hatten jedoch Auswirkungen für die Familien. Zu
dieser Zeit herrschte oft noch Unkenntnis über hygienische Fragen
oder man war Hygiene gegenüber gleichgültig eingestellt, weil die
Menschen durch den Lebenskampf überfordert waren. Auch wurden
Krankheiten nur selten oder sehr spät erkannt. Durch die
Gesundheitsgebote wurde Hygiene zum ersten Mal zu einem Thema der
Öffentlichkeit.
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