Moralische
und demokratische Erziehung im Anschluss an das Konzept von Lawrence
Kohlberg
Kohlbergs
Stufenmodell
Lawrence
Kohlberg hat die moralische Entwicklung des Kindes in einem
Stufenmodell dargestellt, welches die Erziehung in sechs Stufen und
drei Ebenen unterteilt.
Die
Just Community Schule
Die
Ziele:
Die „Just
Community“ Schule ist eine gerechte und demokratische Gemeinschaft,
wie der Name schon verrät und basiert auf Kohlbergs Stufenmodell.
Der begriff
„Gerechtigkeit“ orientiert sich an den Interessen aller
Beteiligten.
Kohlberg
entwickelte zahlreiche Dilemma-Diskussionen, weshalb der Schulleiter
einer JC- Schule mit seinen Schülern auch reale Probleme des
Schulalltags erörtern will. Dies ist die Begründung der „Just
Community“. Sie ist ein alternatives Konzept einer Schule mit
demokratischer Verfassung und umfassender moralischer Schulkultur.
Die
grundsätzlichen Ziele der Community ist die Schaffung und Anwendung
von gerechtfertigten Regeln und die Stimulation der moralischen
Urteilskompetenz. Außerdem soll die Übereinstimmung zwischen
moralischem Urteil und moralischem Handeln aufrechterhalten werden.
Deswegen wird die moralische Empathie trainiert und das prosoziale
Engagement gefördert. Die Schüler sollen eine solides Wertesystem
entwickeln, welches auf Toleranz und Offenheit basiert.
Die
Realisierung:
Der Kernpunkt
der JC-Schule ist die Gemeinschaftsversammlung oder Vollversammlung
aller Schulangehörigen. Die Themen dieser Sitzungen sind die Fragen
des des Schullebens im Hinblick auf die Themengebiete, bei denen
Entscheidungen zu treffen sind. Dabei gilt das Prinzip, dass ein
Mensch eine Stimme hat, somit herrscht Gleichberechtigung. Das
bedeutet, dass allen Beteiligten Mitentscheidungs- und
Selbstbestimmungskompetenzen eingeräumt werden. Für jede Sitzung
muss ein Zeitraster gefunden werden. Die Sitzung ist aber keine
Freizeitveranstaltung, sondern findet in der Unterrichtszeit statt.
Eine gewählte Vorbereitungsgruppe plant und leitet die Sitzung.
Des Weiteren
gibt es einen Fairness- und Vermittlungsausschuss, der Konflikte
zwischen Personen schlichtet und nach einem Kompromiss sucht. Dieser
Ausschuss ist dafür verantwortlich, dass die Beschlüsse der
Verhandlungen nicht vergessen werden, wenn diese noch nicht
ausgeführt werden können oder weitere Behandlungen erfordern.
Um die
Gemeinschaftssitzungen vorzubereiten werden Dilemma-Diskussionen
geführt. Diese brauchen Zeit und sollten möglichst echte Dilemma,
moralische Probleme, Antworten und Fragen berücksichtigen. Die
Diskussionen werden durch spezielle Kurse oder in Schulfächer in der
Schulalltag integriert.
Die Einrichtung
einer JC-Schule braucht eine besondere Begleitung bzw. Fortbildung
des Lehrerkollegiums. Die Lehrer müssen das Modell kennen, verstehen
und mittragen, da die Entwicklung eines demokratischen Schullebens
und einer moralischen Schulkultur Anforderungen an die Lehrkräfte
stellt. Sie müssen ihre Rolle neu definieren und ertragen, dass auch
ihr eigenes moralisches Ich in Frage gestellt wird.
Rahmenbedingungen
für eine demokratische Schulkultur:
Kompetenzen:
Für eine
gelingende Entwicklung von Moral und demokratischer Orientierung
müssen die Schüler kommunikative, soziale, demokratische und
Medienkompetenzen ausbilden.
Die Lehrkräfte
sollen den Dialog mit den Schülern suchen und Teile ihrer Kontrolle
abgeben. Ihre Aufgabe ist es mit Verständnis auf die Kinder zu
reagieren und sich auf sie einzulassen. Außerdem sollen sie
kindgerechte Methodennutzen und von Unterschieden zwischen den
Kindern ausgehen.
Die Schüler
wiederum müssen die Kompetenzen erlernen. Dies soll durch ein
entdeckendes, selbstverantwortliches, forschendes und offenes Lernen
geschehen.
Elemente
einer demokratischen Schulgemeinschaft
Das Modell stößt
bei Schulen mit über 250 Personen an seine Grenzen, was bedeuten,
dass die Mitkommunikation aller nicht mehr gewährleistet ist. Als
Lösung kann eine Tei-“Just-Community“ dienen, bei denen die
halbe Schule, einzelne Jahrgänge der mehrere Jahrgänge
Versammlungen haben.
Verantwortungsübernahme
Das bedeutet
Rechenschaft über die Folgen der eigenen Handlung abzulegen, was die
Voraussetzung für moralisches und soziales Handeln ist. Zunächst
erlernen die Schüler eine fundamentale Sozialkompetenz, die die
elementare Ressource der Demokratie darstellt. Die Schule muss
Gelegenheit bieten, Verantwortung für sich selbst und andere zu
übernehmen, was Kinder durch Ämter in ihrer Schule oder im Alltag
machen. Dies soll durch die starke Engagementkultur einer JC-Schule
gefördert werden, die zum Beispiel „Service-Learning-Projekte“
anbietet. Diese beruhen auf außerschulischen sozialen Projekten und
bauen dadurch eine Brücke zwischen Schule und Gesellschaft, wodurch
die sozialen, moralischen und demokratischen Kompetenzen gestärkt
werden.
Durch die
Übernahme von Verantwortung wird die Kommunikations- und
Kritikfähigkeit der Kinder verstärkt und die Fähigkeit
Interessengegensätze auszugleichen gefördert. Weiterhin lernen sie
Konflikte zu moderieren und zu lösen.
Für die Schüler
heißt Verantwortungsübernahme das Kennenlernen von neuen Rollen
und Perspektiven, sowie das Erlernen von umsichtigem Handeln. Für
Pädagogen bedeutet es, Verantwortung vertrauensvoll zu delegieren
und für die Lernbegleiter, den Schülern zur Selbstwirksamkeits
Erfahrung zu verhelfen.
Schulklima
und Schulkultur
Die Schulkultur
bedeutet, dass Schule eine Lebensumfeld ist, was von den Lehrern und
Schülern untereinander und mit der Zusammenarbeit von Eltern und
Partnern gestaltet wird.
Die
grundlegenden psychologischen Bedürfnisse eines Menschen sind:
- Wertschätzung und Zusammengehörigkeit
- Autonomie und Selbstbestimmung
- Kompetenz und das Gefühl vorankommen zu können
- emotionale und körperliche Sicherheit
Menschen binden
sich an Institutionen und Menschen, die diese Bedürfnisse
befriedigen.
Eine
befriedigende Schule ist demnach eine, bei der:
- alle Beziehungen zwischen den Mitgliedern wertschätzend und unterstützend sind
- Ziele und Ideale gemeinsam entwickelt werden
- sich alle an der Umsetzung von Zielen und Strategien aktiv beteiligen
- die Möglichkeit zur regelmäßigen Hilfe und Zusammenarbeit besteht
- alle die Möglichkeit haben eigenständig und beeinflussend zu handeln
- die ganze Schule Anteil nimmt
Eine
befriedigende Schule hat also eine hohe soziale und emotionale
Kompetenz und leistungsbereite und aufopfernde Schüler. Dadurch gibt
es weniger problematisches Verhalten und einen starken
Gemeinschaftssinn.
Die sechs
Hauptdimensionen des Schulklimas sind:
- individuelle Merkmale der Lehrer und des Lehrerverhaltens sowie des Unterrichts(Geschlecht, Alter, Erfahrung, Engagement, etc.)
- individuelle Merkmale der Schüler und der Schülerschaft
- Merkmale der Schule als Institution(Lage, Größe, Leitungsstil, etc.)
- Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den Schülern und den Lehrern(Disziplin, Vertrautheit, etc.)
- Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den Schülern untereinander(Konkurrenz, Disziplin, etc.)
- Merkmale der Interaktion und des Verhältnisses zwischen den Lehrern untereinander(Respekt, Kooperation, etc.)
Kritische
Würdigung
Das Modell von
Kohlberg ist beinahe allgemeingültig. Es gibt keine inhaltliche
Vorgabe von moralisch richtig und falsch. Die „Moralität“ wird
stufenweise erlernt und zeigt Aufgaben für pädagogisches Handeln.
Es
berücksichtigt jedoch nicht, dass moralisches Handeln nicht nur
monologisch und kognitivistisch orientiert ist, sondern auch von
Motivationen, Emotionen und sozialen Einstellungen beeinflusst wird.
Weiterhin unterschätzt Kohlberg die moralischen Fähigkeiten der
Kinder massiv. Die Grundansätze für moralisches Denken und Handeln
sind von vornherein da. Außerdem kann auch nicht grundsätzlich
angenommen werden, dass Kinder sich in den ersten Lebensjahren ihren
Eltern aus Angst vor Strafe unterwerfen, die Eltern sind lediglich
„legitime Autoritäten“. Auch bedeutet ein niedriges
Bildungsniveau nicht, dass Menschen weniger moralisch handeln. Es
muss außerdem angezweifelt werden, ob sich Moralität tatsächlich
linear und stufenweise entwickelt.
Zusammenfassend
lässt sich sagen, dass Kohlbergs Modell wichtige Möglichkeiten zur
Orientierung bietet. Er erklärt jedoch nicht hinreichend, welche
Voraussetzungen oder Möglichkeiten für die moralische Entwicklung
des Menschen wichtig und notwendig sind. Auch kann sein Modell die
Komplexität der Prozesse und die zahlreichen Einflüsse nicht
erfassen.
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