Mittwoch, 30. April 2014

Freud

Sigmund und Anna Freud – die psychosexuelle Entwicklung im Kindesalter

Der psychische Apparat


Die Abwehrmechanismen des ICH
Die folgenden Abwehrmechanismen dienen dem ICH dazu, das Über-Ich abzuschirmen und abzuwehren. Sie treten meist in Kombination auf und sollen das ICH entlasten, da sie Triebe, Wünsche und Forderungen des ES aus dem Bewusstsein verdrängen.
Die Mechanismen:
  1. Verdrängung
    Die Verhinderung des Eindringens unerwünschter Impulse ins Bewusstsein
  2. Verleugnung
    Die Weigerung eine unerwünschte Wirklichkeit wahrzunehmen
  3. Verschiebung
    Die Verlagerung von Gefühlen auf andere Objekte, die weniger
    „gefährlich“ sind
  4. Sublimierung
    Die Befriedigung unerfüllter (sexueller) Bedürfnisse durch gesellschaftlich
    akzeptierte Ersatzhandlungen
  5. Rationalisierung
    Die Rechtfertigung des eigenen Verhaltens durch eine verstandesmäßige
    Begründung
  6. Projektion
    Die Übertragung der Missbilligung der eigenen Triebwünsche auf andere
  7. Reaktionsbildung
    Die Vermeidung angstbeladener Wünsche durch gegenteilige als
    Schutzwall
  8. Regression
    Der Rückzug auf eine frühere Entwicklungsstufe
  9. Fantasie
    Die Befriedigung frustrierter Wünsche durch imaginäre Erfüllung in zum
    Beispiel Träumereien
  10. Identifikation
    Die Erhöhung des Selbstwertgefühls durch die Gleichsetzung mit
    höherrangigen Personen oder Institutionen

Die psychosexuelle Entwicklung
Sigmund und Anna Freud unterteilen die Kindheit in verschiedene Phasen. Während dieser Phasen muss das Kind seine Triebwünsche bezogen auf ein bestimmtes Körperteil ausleben und kontrollieren lernen.

Die orale Phase (0-1 Jahre)
In dieser Phase lebt das Kind seine Triebwünsche durch den Mund aus. Es möchte saugen, lutschen und steckt alles in den Mund. Während dieser Zeit werden ausschließlich Triebwünsche befriedigt. Das Kind agiert nach dem Lustprinzip, was bedeutet, dass es die Lustquellen ausnutzt. Das ES ist in dieser Zeit noch dominant.
Die Phase zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind ein positives Gefühl durch das Stillen bekommt, weil die Mutterbrust zum „Liebesobjekt“ wird. Deswegen wird auch die Bindung an die Mutter stärker, was später aber auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme der Fall ist. Das Kind lutscht zum Vergnügen und erforscht seine Umwelt mit dem Mund.
Aufgabe dieser Phase ist die Entwöhnung von der Mutterbrust. Das Kind lernt alternativ den Lustgewinn durch Lutschen am Finger oder Süßigkeiten zu erreichen.
Kann das Kind jedoch seine Triebe zunächst nicht ausleben oder wird nicht entwöhnt, kann das Folgen für die Entwicklung der Persönlichkeit haben.
Das Kind könnte Angst vor Beziehungen entwickeln und daher unfähig zu vertrauen sein. Andererseits könnte auch das permanente Bedürfnis nach Kontrolle entstehen oder die Frustrationstoleranz sehr niedrig sein, was bedeutet, dass das Kind sehr schnell aufgibt.

Die Anale Phase (2-3 Jahre)
Während dieser Phase wird der After zum wichtigsten Körperteil für das Kind. Es beherrscht ihn und scheidet bewusst aus. Außerdem kann es sein, dass die Kinder versuchen mit ihrem Kot zu spielen und der Geruch bzw. das Zurückhalten sehr interessant für sie wird.
In dieser Phase zeigen sich die ersten Ansätze eines ICHs, weil das Kind durch das Ausscheiden oder Zurückhalten Protest und Gehorsam ausdrücken kann. Es lernt Verbote und Gebote wahrzunehmen.
Das Kind will nun selbst entscheiden, wann es „muss“. Der eigene Kot wird zu etwas wertvollem. Das Interesse an dem Kot bereitet dem Kind Vergnügen.
Die Entwicklungsaufgaben dieser Phase sind die Reinlichkeitserziehung und die Entwicklung von Unabhängigkeit. Die Freude des Kindes über Schmutz soll zu Ekel werden.
Störungen in dieser Phase können zu einem übertriebenen Hang zu Sauberkeit und Ordnung führen, aber auch das genaue Gegenteil auslösen. Außerdem kann das Kind Probleme bekommen sich an Vorschriften und Strukturen zu halten.

Die phallische oder ödipale Phase (4-5 Jahre)
In dieser Zeit werden die Genitalien für das Kind zur Trieb- und Lustquelle. Es entdeckt die eigenen Geschlechtsteile und die des anderen Geschlechts. Die Mädchen entwickeln (nach Freud) den Penisneid und die Jungen bekommen Kastrationsängste.
In dieser Phase bildet sich das Ich des Kindes vollständig aus und das Über-Ich entwickelt sich ebenfalls. Es kommt daher zu einer Beruhigung des Konflikts zwischen Ich, ES, Über-Ich und der Außenwelt, da nun das Ich und Über-Ich ein Gegengewicht zum ES darstellen und die Triebe mit den Ansprüchen der Außenwelt abgewägt werden können. Außerdem setzen die Abwehrmechanismen zum Schutz des ICHs ein.
Während der phallischen Phase beginnt das Kind seine sozialen Beziehungen zu Gleichaltrigen auszubauen. Weiterhin wandelt sich die Beziehung zu den Eltern. Das gleichgeschlechtliche Elternteil wird als Rivale um die Liebe des anderen angesehen. Dieses Phänomen nennt Freud den Ödipus-Komplex. Außerdem erforscht das Kind in dieser Phase seinen eigenen Körper und hat dementsprechend eine große Fragelust.
Die Entwicklungsaufgaben dieser Zeit umfassen das Ausleben und Kontrollieren der sexuellen Neugierde und die Entwicklung von Schamlosigkeit zu Scham. Die Kinder lernen ihre Geschlechterrollen zu übernehmen und mit dem Wissensdrang umzugehen.
Störungen in dieser Phase können zu der Unfähigkeit führen, Beziehungen mit gegen geschlechtlichen Partner einzugehen oder es entwickelt sich eine Vorliebe für ältere Partner, als Mutter oder Vaterersatz. Außerdem können nicht überwundene Kastrationsängste auftreten.

Die Latenzphase (6-7 Jahre)
In dieser Phase verinnerlicht das Kind die Anforderungen, die die Umwelt an es stellt. Die sexuelle Entwicklung scheint unterbrochen zu sein und stattdessen suchen sich die Kinder gleichgeschlechtliche Spielkameraden.
Entwicklungsaufgaben sind die Abwehr und Verdrängung der sexuellen Regungen und das Eingehen von Freundschaften.

Die genitale Phase (8-13 Jahre)
Diese Phase zeichnet sich durch eine motorische und innere Unruhe aus. Das Kind beginnt mit einer verzögerten emotionalen Reifung. Die Sexualität lebt wieder auf und ein erneuter Ödipus-Komplex folgt. Die Kinder beginnen, sich dem andren Geschlecht zu zu wenden.
Die Entwicklungsaufgabe dieser Phase ist das Überwinden der vorpubertären Konflikte.

Die kritische Würdigung
Freud setzt sich intensiv mit den kindlichen Bedingungen und Bedürfnissen auseinander und erkennt die kindlichen Triebbedürfnisse. Außerdem gelingt es ihm die Bedeutung des Verdrängten in der Kindheit anzusprechen und zu verstehen. So konnten erzieherische Einwirkungen an die Entwicklungsbedingungen angepasst oder auch einmal ausgeschaltet werden.
Allerdings betont Freud in seiner Theorie die Sexualität sehr stark und seine Hypothesen konnten nicht vollständig bewiesen werden. Problematisch ist ebenfalls, dass er das menschliche Dasein und die Entwicklung des Kindes sehr abhängig von Trieben macht. Das Handeln des Menschen ist für ihn fast ausschließlich an das Kontrollieren, Unterdrücken oder Ausleben von Triebwünschen und Lustbefriedigung geknüpft. 
Die Annahme über das menschliche Schaffen und Verhalten wird von vielen anderen Pädagogen kritisiert und verworfen. Jedoch sind Freuds Erkenntnisse über die kindliche Entwicklung auch heute noch von großer Bedeutung. 

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